Folge 22 – Der Zufall

Zufallsbegegnungen und Zufallstabellen, unaufhörlich klappernde Würfel – am Spieltisch führt Fortuna ein strammes Regiment. Was fasziniert uns Rollenspieler so sehr an zufälligen Ergebnissen? Wann sind Zufallsereignisse gute Ereignisse?

Cast: Martin, Holger, Gernot, Carsten Länge: 39:53

Inhalt (W10):
1: bemerkenswerte, völlig unwahrscheinliche Ereignisse
2: Zufallstabellen für die einsame Insel
3: Rollenspiel & Zufallssimulation: unzertrennliches Dream-Team oder Duo infernale?
4: Wirken Zufallstabellen befreiend oder schränken sie ein?
5: kandierter Apfel vs. Thermaldetonator: Zufallsereignisse und ihr Powerlevel
6: random encounter, random loot, random room?
7: die eigene Spielfigur randomisieren
8: Rückkehr der Zufallstabellen: Rollenspiel-Renaissance oder rentneriger Irrläufer?
9: die schmutzige Praxis: wenn das ausgewürfelte Ereignis echt nervt
10: Avantgarde: Autoren, die ihre Roman-Handlung auswürfeln

Links:
Das Schwarze Auge: Der Spinnenwald
Artefakte in Überfülle: Enzyklopädia Magica in vier Bänden
Regenbogenstaub
Golkonda Verlag: Das Paradies der Schwerter
Von der Seifenkiste herab: Zufälle im Rollenspiel

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3 Gedanken zu „Folge 22 – Der Zufall

  1. Pingback: Aus dem Limbus: Almanach, Fantasy-Sampler, Bestiarium und Zufall-Podcast | Nandurion

  2. Ich habe das von Carsten genannte Buch „Paradies der Schwerter“ jetzt mal gelesen und bin aufgrund der Tatsache, dass das Turnier ausgewürfelt wurde ganz angetan. Man merkt es dem Buch wirklich an, dass Meißner selber nicht wußte, wer gewinnt.
    Er hat allen sechzehn Kämpfern eine Vorgeschichte gegeben, so dass man als Leser Lieblinge hat und diesen den Sieg oder zumindest das Leben wünscht.

    Gepaart mit einer satten Sozialkritik in dem Unterhaltungswesen derAntike und auch der Moderne ist das Buch für mich echt ein Kmaller.

    Hier ein Auszug aus dem Interview von Buchwurm mit dem Autor.
    _AC:_
    Du sagtest, dass das Buch auf dem Zufall basiert. Wie ist das gemeint?

    _Meißner:_
    Ich habe die sechzehn Protagonisten entworfen, habe ihnen nach Rollenspielregeln bestimmte Körperwerte zugeordnet – also Geschicklichkeit, Attacke- und Paradefähigkeiten, Rüstungen – und habe die Kampfbegegnungen ausgewürfelt. Es war also nicht vorher festgelegt, wer gewinnt. Ich habe auch die Paarungen der Kämpfe nicht festgelegt, das ist sehr wichtig für das Buch. Ich habe sie stattdessen ausgelost und live, während ich die Lose aus dem Holztopf gezogen habe, geschildert, wer gegen wen antritt. _……

    Ich habe oft das Gefühl gehabt, dass der Zufall ein besserer Autor ist als ich. Es war spannend, damit umzugehen und den Zufall ins Schreiben einzubinden. Oder auch Situationen umzubiegen, die zunächst sinnlos erscheinen. Die Sinnlosigkeit hat auch viel mit dem wirklichen Leben zu tun. Es endet eine Spannungskurve, die man aufgebaut hat, plötzlich ganz abrupt, wie im wirklichen Leben.

    _AC:_
    Gab es eine Situation, in der du versucht warst zu mogeln?

    _Meißner:_
    Glücklicherweise überhaupt nicht. Ich hätte auch auf keinen Fall gemogelt. Ich hatte auch meine Freunde aus dem |Deadline Project| als Kontrollinstanz, die auch alle Rollenspieler sind. Der Produktionsprozess war ganz offen, ich habe ihnen meine Würfeltabellen mitgegeben. Es gab ein paar Situationen, von denen ich gehofft habe, dass sie nicht passieren, hätte sie aber als Herausforderung an den Autor begriffen.

    _AC:_
    Die Kapitel des Buches, insbesondere die Kämpfe, sind unterschiedlich lang. Liegt es daran, dass du an einigen besonderen Spaß hattest?

    _Meißner:_
    Es hängt direkt mit dem Würfeln zusammen, dass einige Kämpfe schon sehr schnell vorbei waren. Andere Kämpfe zogen sich über mehrere Seiten als Würfel-Zahlentabellen hin, weil beide Kontrahenten jede Attacke des Gegners parierten. Dadurch wird das Kapitel automatisch sehr viel länger. Aber ich habe mir auch die Freiheit genommen, mich vom ganz konkreten Kampfgeschehen zu lösen. Bei der Auslosung habe ich gleichzeitig geschrieben, bei den Kämpfen habe ich nicht während des Würfelns geschrieben. Ich habe also nicht jede einzelne Attacke, die ausgewürfelt war, genau eins zu eins wiedergegeben, sondern habe mir den Kampf erst einmal ganz angeschaut und habe mir dann überlegt, was die Essenz des Kampfes ist. Oftmals habe ich dann auch bereits im ersten Satz der Schilderung eines Kampfes auf die Essenz hingearbeitet. Wenn ich weiß, wer am Ende stirbt, dann habe ich den Kenntnisstand, dass ich diese Figur tatsächlich zum letzten Mal beschreibe und ich hinterher nichts bedauern muss.

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