Folge 201 – Vom Leben und vom Schreiben – Lena Falkenhagen, Teil II (Interview)

Lena Falkenhagen ist nicht nur äußerst erfolgreich, sondern als Schriftstellerin vor allem auch vollkommen waschecht. Im zweiten Teil der Interviewreihe gehen wir dem auf den Grunde und der Frage nach, welche Tücken und welche Freuden das Leben als Schriftstellerin mit sich bringt. Viele Leute haben das dumpfe Gefühl, dass ein Buch in ihnen schlummert: Sollten sie sich auf die lange Reise machen und dieses Buch auch wirklich schreiben?  

Cast: Martin, Lena Länge: 01:16:35

Inhalt:
01:56 Sollte man im Leben das Ziel haben, ein Buch zu schreiben? Gibts nicht schon genug?
04:41 Welche Motivation, welche Eigenschaften sollte man unbedingt mitbringen?
09:02 Ist die Schriftstellerei ein lernbares Handwerk? Oder benötigt man vor allem Talent?
23:00 Wann gilt ein Buch als erfolgreich?
28:15 Du kennst Hunderte von Schriftstellern: Was sind das denn eigentlich für Menschen?
32:43 Suchen Verlage händeringend Autoren? Oder werden sie mit Manuskripten zugeballert?
46:13 Wie viele Buchprojekte scheitern? Woran scheitern sie? Wer schreibt Bestseller?
01:09:16 Sind Romane heutzutage eigentlich noch relevante Medien?

Was wir gerne wüssten: Könntest du dir vorstellen, einen Roman zu schreiben? Worüber ginge der? Wie nimmst du die momentane Romanlandschaft wahr? Woran fehlts? Alternativ: Stelle Lena gerne wieder eine Frage. 🙂

Links:
Lena Falkenhagen (Homepage)
Lena Falkenhagen (Wikipedia)
Lena Falkenhagen (Wiki Aventurica)

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9 Gedanken zu „Folge 201 – Vom Leben und vom Schreiben – Lena Falkenhagen, Teil II (Interview)

  1. Schöner zweiter Interview-Teil. Darauf habe ich mich schon die ganze letzte Woche gefreut!
    Ich finde es toll, dass ihr hier auch ins Detail gegangen seid und dass nicht nur Fragen à la: „Kann man davon leben?“ und: „Woher bekommst du deine Inspiration?“ gestellt wurden. So habe ich das befriedigende Gefühl, wirklich was Interessantes dazugelernt zu haben.
    Weiter so! (Bitte.) 🙂

  2. Das war mal wieder ein sehr schönes Interview. Sehr informativ! Vielen lieben Dank 🙂

    Eine Frage hätte ich in der Tat an dich, Lena: Weißt du – anhand dessen, was du bisher so mitbekommen hast – inwiefern Lektoren/Entscheider auf frühere Veröffentlichungsformen achten und ob diese die Entscheidung beeinflussen? Also, wenn jemand z. B. bisher nur bei einem kleinen Privatverlag (der ausschließlich im Eigenvertrieb verkauft) oder gar bei einem Druckkostenzuschuss-Verlag veröffentlicht hat, ist dann das Image, der Marktwert des Autoren so niedrig, dass es schwierig ist, einen neuen Roman bei namhaften Verlagen oder Agenturen anzubieten?

    • Hallo Marius,

      ja, das kann durchaus passieren, im Positiven wie im Negativen.

      Du kannst mit einem erfolgreichen Buch in SP durchaus bei einem Verlag landen.

      Ein DKZV-Buch wird aber meines Wissens nicht zwangsläufig verhindern, dass du ein Buch veröffentlichst.

      Evtl wird dir ein Pseudonym vorgeschlagen.

      Ich hoffe, das hilft!

      Viele Grüße, Lena

  3. Hallo Lena und Martin,

    das war ein Thema, das mich sehr interessiert hat und beschäftigt. Danke deshalb euch beiden für den zweiten, noch(!) tolleren Teil dieses Interviews! Und ich würde auch direkt mal auf ALLE der Fragen eingehen 🙂

    Könntest du dir vorstellen, einen Roman zu schreiben?
    Klares Ja 🙂 (aber das habt ihr im Podcast ja auch angesprochen, in jedem steckt ein Buch und so, und jeder würde gerne mal eins schreiben).
    Ich schreibe seit mittlerweile über 10 Jahren Rollenspielprodukte oder arbeite daran mit. Die Idee, einen Roman zu schreiben, schwebt seit etwa 3-4 Jahren konkret dabei mit. Für etwa ein Jahr habe ich mal – sozusagen als Fingerübung – verstärkt an Ausschreibungen für Kurzgeschichten teilgenommen, was auch zu drei Veröffentlichungen geführt hat (Geschichten in den Anthologien „D-Files“, „Geschichten aus dem Keller“ und eine in einer DSA-Anthologie). Tatsächlich habe ich aber immer stets das nächste, verlockende und konkrete Rollenspielprodukt auf dem Tisch liegen, so dass ich das aus eigenem Antrieb zu startende Schreiben eines Romans immer aufschiebe – und mich auch etwas davor fürchte, die Rollenspielblase zu verlassen und in die „echte Welt“ einen Roman zu setzen 🙂

    Worüber ginge der?
    Ich habe auf meinem Smartphone eine Liste mit Ideen, aber die beiden, die mir am meisten im Kopf herumspuken sind:
    Eine, die sich um Vaterschaft und die Liebe zur Phantasie bewegt und dabei autobiografische, aber auch phantastische Elemente enthält und miteinander verknüpft. Sie soll sich vorraussichtlich über ein ganzes Leben des Protagonisten hinweg erstrecken. Prinzipiell sind das Themen aus meiner Erfahrungswelt, was ihr ja im Podcast als guten Einstieg für einen ersten Roman nennt. Zu sehr ins Detail will ich mit der sowieso längst noch nicht ausgearbeiteten Handlung aber hier nicht gehen. Die (von der Messlatte her sehr, seeehr, seeeeeeehr hochgesteckten) literarischen Vorbilder wären dabei David Mitchell, Neil Gaiman, Michael Ende und Haruki Murakami.
    Die zweite zunehmend vor mir irrlichternde Idee ist für ein Kinderbuch. Ich lese meinen Töchtern viel vor und bilde mir ein, dadurch einen ganz guten Überblick über die aktuelle Kinderliteratur zu haben. Es gibt da viele ganz tolle Autoren, die ich sehr bewundere und selber gerne (vor)lese. Thematisch ist das meiste im Kinderbuchbereich entweder in der Phantastik, dem Alltagsleben der Kinder oder einer Mischung aus beidem angesiedelt. Ich würde in diese Melange hinein gerne die modernen Medien stärker einbringen, die, wenn überhaupt, dann eher zaghaft oder nur mit negativem Touch eine Rolle in Kinderbüchern spielen und so gesehen auch ignoriert werden, obwohl sie im guten wie im schlechten eine Bedeutung für wohl die meisten Kinder ab einem gewissen Alter innehaben. Auch hier will ich aber mal nicht zu sehr ins Detail gehen 🙂

    Wie nimmst du die momentane Romanlandschaft wahr? Woran fehlts?
    Puh, „Analysieren Sie die deutsche Romanlandschaft in einem Absatz und benennen Sie, woran es fehlt“ 🙂 klingt nach einer Abitur-Aufgabe, die man nicht so leicht beantworten kann. Und bei 70.000 Büchern im Jahr ist es schwer, etwas zu finden, woran es fehlt. Irgendwie gibt es ja ALLES, und ganz bestimmt für jeden einzelnen auch diesen EINEN tollen Roman, der ihn oder sie packt und genau ihr oder sein Ding ist. Woran es fehlt, ist dann wohl eher die Vermittlung vom richtigen Buch zur richtigen Person, denn das Angebot ist so groß. Genau wie die Lektoren mit ihren 30 Exposés am Tag wird man als Leser mit unzähligen Möglichkeiten überflutet, so dass man stark filtern muss. Ich zum Beispiel lese seit 1-2 Totalflops (was da gefehlt hat: ein Lektorat) eigentlich keine Romane aus Selfpublishing mehr, all die Angebote des großen A’s, die einem da so in Flatrates oder für kleines Geld vorgelegt werden, ignoriere ich; sicher manchmal zu unrecht. Und wenn hinter dem Titel in Klammern ein „(Teil x der Blablabla-Saga)“ steht, sehe ich sowieso rot :). Ich könnte also sagen, es fehlt an guten Romanen, die einfach für sich stehen und toll und abgeschlossen sind. Aber das wäre auch falsch, denn die gibt es ja eigentlich auch zu Hauf. Es fehlt also nicht unbedingt an etwas, sondern es gibt imho zu viele Reihen, „Sagas“, Tri-, Tetra-, Hepta- und Oktalogien 🙂 . So muss man sich erst durch einen Dschungel aus Empfehlungen, Rezensionen und Werbeanzeigen arbeiten, in der Hoffnung das eine, nächste tolle Buch zu finden, das die Zeit wert ist, gelesen zu werden. Und oft landet man im Ergebnis dann – wieder unfairerweise – bei solchen Romanen, die zwar durchaus sehr gut sein mögen, die aber aufgrund der Größe der Verlage dahinter, der verliehenen Preise und der Beachtung durch Kritiker so sehr hervorstechen, dass wenige von ihnen eine große Menge an sicherlich ebenso guten Büchern aus dem Markt verdrängen. Das ist jedenfalls so das Gefühl, das ich insgesamt habe. Und zu allem Ungemach wird dann aus tollen Einzelromanen aufgrund ihres Erfolges oft doch noch „(Teil 1 der Blablabla-Saga)“, was ich den Autor*innen ja auch gar nicht verdenken kann; von manchen Lesern womöglich gefordert, hält es mich eherdavon ab, sie zu konsumieren.

    Alternativ (nein, ich mache das zusätzlich): Stelle Lena gerne wieder eine Frage.
    Lena, du hast ja, wenn ich das richtig sehe, etwa zwischen Mitte der 1990er und Mitte der 2000er Jahre DSA-Abenteuer und parallel auch DSA-Romane geschrieben, danach hast du dich dem Verfassen von historischen Romanen zugewandt. Als jemand, der selbst zahlreiche DSA-Abenteuer geschrieben hat, würde mich sehr interessieren, wo in deinen Augen die größten Unterschiede beim Schreiben von Rollenspieltexten (insbesondere Abenteuern) und Romanen liegen (insbesondere Nicht-Rollenspielromanen).
    Was fiel dir bei deinem Wechsel besonders schwer, was war für dich eine ganz neue, vielleicht unerwartete Erfahrung, was hat dich besonders gefordert, abgeschreckt oder positiv überrascht? (vor allem bezogen auf die eigentliche Art des Schreibens, aber natürlich auch von der Planung der Plots über die die Platzierung bei und Erfahrung mit Verlagen bis zum das Feedback)

    Vielen Dank nochmals für das schöne Interview!

    • Lieber Dominic,

      ich will deinen Roman lesen! 😆

      Schwer fiel mir der Umstieg nicht. Ich bin ja ins Schreiben mit linearen Texten eingestiegen. In Gegenteil, ich finde, man müsste eher das Rollenspiel-Schreiben lernen.
      Den hier werden ja nicht Szenen gemalt, sondern Welten, die von anderen zum Leben erweckt werden.
      Die Recherche hat mich in den Wahnsinn getrieben. Da hat mich mein angefangenes Geschichtsstudium total blockiert, der Perfektionismus hat zugeschlagen.
      Ich empfehle, sich vor dem Schreiben eines Romans die gängigen dramatischen Strukturen draufzubimsen. Davon wird man profitieren. Und lesen, lesen, lesen.

      Platzierung bei einem Verlag ging erschreckend gut und schnell, das Feedback anzunehmen war anfangs hart. Hier empfehle ich Offenheit.
      Lektorinnen haben nicht immer Recht, aber erschreckend oft.

      Viel Erfolg!

      Lena

  4. Ich schrieb tatsächlich schon zwei Romane: Eine Dystopie in einer Welt, in der übermenschlich Intelligente die Menschheit kontrollieren, und eine Krimikomödie, die in einer Psychiatrie spielt und unter anderem gesünderen Umgang mit mentaler Krankheit bewirken soll. Meine Testleser mochten sie sehr, veröffentlichen wollte sie trotzdem kein Agent. Naja, schade, aber war trotzdem spannend, sie zu schreiben.

    Wie dem auch sei, ich fand einige Punkte in der Folge sehr wertvoll.
    Vor allem die Frage der Standardformel holte mich sehr ab. Einerseits verstehe ich schon, warum diese Formel existiert – ebenso wie Zucker für praktisch alle Menschen süß ist, gibt es einfach Universalien in den Narrativen. Andererseits gibt es spannende Werke, die von diesem Muster abweichen.
    Ein gutes Beispiel wäre die These, jede gute Geschichte enthielte Charakterentwicklung. Das stimmt ohne Frage für > 90 % aller guten Werke. Aber wenn ich an „Per Anhalter durch die Galaxis“ denke, so durchläuft Arthur Dent keinerlei Entwicklung. Der ist nur dafür da, durch die Galaxis zu stolpern und sich zu wundern. Trotzdem ist die Gravur in meinem Ehering „DON’T PANIC!“ in großen, freundlichen Buchstaben.
    Ein zweites Beispiel, in dem der Mangel an Figurenentwicklung nicht nur egal, sondern hilfreich ist: Einer meiner Lieblings-Sci-Fi-Romane ist „Rendezvous mit Rama“. Ich finde den total spannend. Und ein wichtiger Teil dieser Spannung entsteht dadurch, dass die Figuren so banal sind. Gerade weil die Raumfahrt für die Hauptfiguren als Routine und Alltag dargestellt wird, wirkt Rama umso bombastischer, wenn es sogar diese erfahrenen Raumfahrer überfordert.

    Ein Stück schamlose Eigenwerbung: Es sollte mehr historische Romane zu den Unprominenten in meinem Blog geben: http://www.unprominente.de.

  5. Hallo Lena und Martin,
    herzlichen Dank für beide Podcast-Teile. Mir hat bereits der erste Teil sehr gut gefallen, und völlig unerwartet vom angekündigten Thema fand ich den zweiten Teil mit den ganzen Hintergründen des Autorenlebens total faszinierend und noch ein Stück besser. Danke hierfür.

    Was mich nur irre gemacht hat und was ich sehr schade finde ist deine überbordende Verwendung des Anhängsels *innen in beinahe jedem Satz. Ja, ich verstehe schon, warum du das machst, aber bist du wirklich der festen Überzeugung, dass diese Sprachverdrehung zu einem toleranten und respektvolleren Miteinander in der Gesellschaft führt?

    Für mich ist diese exzessive *innen Verwendung ein nutzloses Placebo, auf das aktuell medial aufgesprungen wird, aber Frauen und Männer bekommen nach wie vor nicht das gleiche Geld für gleiche Arbeit. Das wäre doch mal wichtig, oder? Auch finde ich, dass aktuell gesellschaftlich Respekt und Toleranz sehr stark zurückgeht, während Aggression und abschätziges Verhalten besonders gegenüber Frauen stark zunimmt. Und für mehr Respekt gegenüber diversen Menschen, die sich nicht in der männlichen oder weiblichen Welt zugehörig finden, hilft das *innen doch auch nicht weiter. Andererseits bläht es Sätze unnötig auf und macht den Podcast – zumindest für mich – trotz der inhaltlichen Brillanz unglaublich schwer zu hören.

    Selbstverständlich geht mich das nichts an, ob und wie oft du *innen verwendest. Auch kann es dir ja egal sein, wie ich das sehe. Aber ich wollte dies einfach in einem Kommentar an dich zurückspielen, da ich den Podcast auf einer längeren Autofahrt gehört habe, ich die textuale Zerhäkselung*innen des Interviews als sehr störend empfand und ich den geradezu sportlichen Aspekt, zwischen Autorinnen und Autoren und Autor*innen abzuwechseln komplett surreal und aus einer Respekt-Perspektive nutzlos empfinde.

    Inhaltlich und von deinem Charme her ein tolles Interview. Danke nachmals.

    Viele Grüße
    Stefan

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