Diamond Hands und Rocket-Emojis! Mondpreise für Raritäten! Wer ein vergriffenes Rollenspielprodukt erwerben möchte, von dem wird nicht selten ein ordentlicher Batzen Geld verlangt. Welche Preise sind realistisch, welche sind Abzocke? Gibt es andere Wege, um an ein begehrtes Buch zu gelangen? Die Profis vom DSA-Sammlerarchiv analysieren zusammen mit uns den Markt und geben ein paar dringend benötigte Antworten.
Cast: Martin (mit 80er-Jahre Stockbroker-Plastikschirmmütze), Robert, Jan Länge: 01:04:15
Inhalt:
03:41 Wie viele makellose Masken des Meisters hast du im Besitz, Jan?
05:42 Was ist die legendäre Müllcontainer-Ausgabe der Historia Aventurica heute wert?
18:04 Vollgas in der Asset-Economy: Kaufen, kaufen, kaufen – ??? – profit?
21:21 These: „DSA4 wird immer im Preis steigen“
26:60 Schwarze Ifirn / black swan! Kann ein Rollenspiel-Marktsegment kollabieren?
29:50 Biete: Shirt mit Alveraniars-Schweiß, suche: kaum gebrauchtes Rahja-Badetuch
38:36 Hat der Fan ein Recht darauf, seine Sammlung vervollständigen zu können?
48:50 Wie seriös ist der Rollenspiel-Sekundärmarkt?
Was wir gerne wüssten: Wie sind deine Erfahrungen, was die Mondpreise angeht? Hast du schon mal ordentlich Geld hingelegt oder verdient? Wie stehst du zum spekulativen Element des Rollenspielmarktes?
Links:
Das DSA-Sammlerarchiv (Facebook-Präsenz)
Eskapodcast – 143: Ich verdiene als Spielleiter viel Geld
Eskapodcast – 189: Das DSA-Sammlerarchiv
Wundersames, Wunderpreise und Wucher – Hotzes DSA-Mondpreise (Tanelorn)
Hallo zusammen,
danke für die Episode. Sie gab schonmal einen guten Einblick wie sich der Markt von Wiederverkäufen zusammen setzt.
Eine Frage hätte ich aber dazu. Mit fehlen zwei der von Robert und Jan genannten Bände der Splitterdämmerung (6 Seelenernte und 7 Die verlorenen Lande). Da ich die Kampagne aller Vorraussicht nach nur im Regal haben werde bin ich nicht gewillt Mondpreise zu zahlen. Vor ein paar Jahren hatte ich einen der Bände auf einer Con bei einem Händler gesehen und der wollte 130€. – Bei Händlern die ja davon leben lasse ich mir die Preise zwar gefallen, gekauft habe ich es aber nicht.
In der Folge hattet ihr schon gesagt, dass grade die letzten Bände der Kampagne teuer sind. Könnt ihr erklären warum das so ist? Sind da so wenige davon gedruckt worden? Zumindest der siebte Band macht ohne den Abschlussband nur bedingt Sinn. – Warum sind die so viel teurer als die anderen Bände der Reihe?
Dann noch ein wenig Feedback zu den Folgen mit Gästen:
Ich finde es beim Zuhören angenehmer wenn es kein Eins zu Eins Gespräch ist sondern drei oder mehr Beteiligte dabei sind. Da kommt eher eine Diskussion auf, anstatt eine Frage-Antwort-Session. Vielleicht nehmt ihr bei Einzelgästen noch eine andere Person vom Podcast-Team mit dazu? Grade die unterschiedliche Sichtweise macht es nochmal ne Nummer interessanter. War ja jetzt auch in der Folge so, dass Robert und Jan anders an das Sammeln ran gehen und andere Schwerpunkte setzen.
Viele Grüße
Thomas der Zweite
Ich sehe das haargenau so wie du: Es müssen möglichst mehrere Leute vor das Mikrofon und es geht eher um offene Diskussionen und die Entwicklung von Gedanken als um Referate. Unser üblicher Weise eher „großer“ Cast ist ja eine gewisse Besonderheit vom Eskapodcast und das war auch von Anfang an so geplant. 🙂
Vielen Dank für das Feedback! Freut mich, dass ich mit dieser Einschätzung nicht alleine bin.
Also ich vertrete ja allgemein die These, Rollenspielprodukte seien viel zu günstig und sollten bei gleicher Qualität und gleichem Umfang das Doppelte kosten. Insofern bin ich bei interessanten Werken auch bereit, mehr zu bezahlen, wenn ich den Preis als Folge begründeter Verknappung ansehe. Dabei interessiert mich bloß der „Inhalt“ und der Zustand des Werkes, Sonderausgaben usw. sind mir egal.
Das Wort Inhalt seht hier aus gutem Grunde in Anführungszeichen, denn der reine Inhalt ist nicht immer ausschlaggebend für mich. Ich stimme Martin zu, dass die Zuschreibung von Wert mit dem praktischen Nutzen wenig zu tun. Man denke an den Preis von Ehe- oder Verlobungsringen. Der praktische Nutzen eines Goldrings ist nahe Null, aber als Symbol ist er halt mit emotionalem Wert aufgeladen. (In den meisten amerikanischen Hochsicherheitsknasts, in denen Häftlingen so gut wie keinen Privatbesitz bei sich haben dürfen, sind Eheringe von dieser Beschränkung explizit ausgenommen, so wertvoll sieht sie die Gesellschaft.)
Ich kaufte auch schon Produkte wegen ihrer historischen Bedeutung oder weil mir ein einziger Satz darin gefiel.
Was mich wundert, ist, dass der doch sehr kleine Kreis an Hardcore-Sammlern sich nicht zusammentut und ein Monopson bildet und Preise diktiert.
Ein Portal wie das DSA-Sammlerarchiv könnte hier bereits einiges bewirken, oder? Wenn da bei jedem Artikel ein Eintrag stünde: „Wir sehen der Wert bei XXX €. Wer mehr zahlt, hat nicht mehr alle Würfel im Beutel.“ Das könnte den Markt bereits einnorden.
PS: Ich suche weiterhin das Regelwerk von InSpectres auf Deutsch.
Eine Preisberatung durch Rollenspielfachkräfte, das ist eine mega coole Idee.
Mich hat die „Mondpreiszene“ erstmals vergrätzt, als ich mir das eine oder andere Cthulhu-Werk nachkaufen wollte und feststellte, dass die Auflage schon nach kurzer Zeit vergriffen war. Kann sein, dass das ein spezielles Problem bestimmter Cthulhu-Publikationen ist (Mittelalter, Ägypten, Traumlande etc.) und dort die Auflagen einfach zu klein geplant werden, mich ärgert das aber vor allem aus drei Gründen:
– Bestraftwerden, weil man nur ein Jahr zu spät dran war / darauf aufmerksam wurde / Interesse entwickelt hat
– Die überhöhten Preise (das doppelte bis dreifache sind ja üblich) gehen nicht zugunsten der Hersteller und Autoren, sondern der Spekulanten
– Die Intention der meisten Händler von „Raritäten“ ist offensichtlicherweise nicht Sammelleidenschaft, sondern Spekulation und Geldmache in einem Nischenmarkt, der eh schon zu klein ist.
Meine Sammelleidenschaft war kurz bei DSA4 da (wo ich aber fast alles relevante habe, bis auf viele 1Abenteuer), hat sich aber aus genannten Gründen nicht ausgedehnt.
Wie Lichtbringer ist auch mir nur der Inhalt der Bücher wichtig, für Merch und Sonderausgaben habe ich keinen Bedarf (wobei ich auch noch irgendwo ein Nandurion-Kondom und einen Praios-Energydrink rumliegen haben müsste… das war aber keine Absicht. :))
Früher hatte ich auch schlicht nicht das Geld, um die überzogenen Preise zu bezahlen, heute hätte ich es vielleicht, werde es aber aus Überzeugung nicht tun. Lichtbringers Ansicht, dass Rollenspielbücher zu billig sind, teile ich nur bedingt – einerseits schafft es Pegasus, ganze Systeme mit Kampfpreisen am Laufen zu halten, andererseits schwemmt Ulisses die DSA-Szene mit Zeug, das wirklich kein Mensch braucht. Im schlimmsten Fall kommt noch so ein „DLC-Gefühl“ auf, wenn man sich ein Zusatzbuch für 30 Euro kauft, dessen relevanter Inhalt auch eigentlich noch ins Hauptbuch gepasst hätte.
Das ist aber ein Grundsatzproblem, für das ich auch kaum eine Lösung derzeit sehe. Die Autoren sind überall die Gekniffenen, und ich neide sicher den Verlagsangestellten nicht ihre Jobs, aber es ist schon bezeichnend, dass praktisch alle, die mit Rollenspiel ihren Lebensunterhalt verdienen, halt gerade im Wesentlichen nicht Autoren (also die wichtigsten Inhalts-Produzenten) sind, sondern Vertriebler, Layouter, Art-Directors, Marketinger und so weiter. Die deutsche Rollenspiel-Szene lebt von Selbstausbeutung – und zwar in erster Linie von denen, die die spielrelevanten Inhalte machen.
Diese Energiedrinks! Die gabs ja wirklich mal eine Zeit lang! Hatte ich total vergessen, vielen Dank für den Impuls. 🙂
Ich stimme dir voll und ganz zu! Danke für dieses klare Statement zu dem Thema.
Kleiner Tipp an alle, die tatäschlich ein Abenteuer nur spielen wollen/Informationen aus einer Regionalspielhilfe wollen: Es gibt eine Institution in Deutschland, die tatsächlich alle diese Werke zur Einsicht hat, nämlich die Deutsche Nationalbibliothek. Es gibt zwei Standorte, einen in Leipzig und einen in Frankfurt a.M.
https://www.dnb.de/DE/Home/home_node.html
Und da wir eine ja förderal sind, hat auch jedes Bundesland noch einmal seine Landesbibliothek. Für alles von Ulisses wäre es die Hessische Landesbibliothek, da dort Waldems liegt.
https://www.hs-rm.de/de/service/hochschul-und-landesbibliothek/
Keine Ahnung, ob was die Benutzung des Buchscanners dort kostet, aber es ist eine Möglichkeit.
Ich bin ein Sammler von Rollenspielabenteuern, begrenzt auf DSA-, Shadowrun- und Cthulhu. Durch diese recht enge Begrenzung und weil ich schon mit einem ganz guten Grundstock an die Sache rangegangen bin, sehe ich zwar manchmal (oder auch oft) diese Mondpreise, die da gefordert werden, bezahle sie aber nicht. Klar, es ist ermüdend, immer wieder dieselben eBay-Auktionen mit Abenteuern für 97,99€ aufpoppen zu sehen, und ich frage mich, ob und inwiefern sich das für die Leute rechnet, immer wieder die eBay-Gebühren zu bezahlen und die Abenteuer doch nicht loszuwerden, aber da seid ihr ja in der Folge drauf eingegangen. Von daher sind mir manche Preisvorstellungen sogar ein steter Quell der Freude, weil sie so lachhaft sind und niemand sie zahlt 🙂
Die hohen Preise haben dann aber immerhin den Vorteil, dass man doch hier und da einen günstigeren Kauf als Schnäppchen wahrnimmt oder einen Tausch mit Freunden und Bekannten arrangiert kriegt (gerade am WE ging bei mir ein guter Whisky für eine DSA4-Kampagne über den „Ladentisch“, also ein bisschen Win-Win). Mich freut und mir genügt es außerdem, wenn alte Bände als Print On Demand oder so neu aufgelegt werden. In dem Zusammenhang sind für mich übrigens die übelsten Mondpreise jene, bei denen es auch noch betrügerisch zugeht: Pegasus legt z.B. derzeit immer wieder mal alte Cthulhu-Abenteuer als PoD auf, was ich super finde (für Preise um 10-25€). Jedes Mal findet man dann kurz darauf aber Personen in der einen oder anderen Bucht, die genau diese PoDs, deren Original hohe Sammlerpreise erzielen, für Mondpreise zu verkaufen versuchen; also schon eine ziemliche Betrugsmasche, die mit dem vermeintlichen Unwissen der Käufer spielen.
Naja, IRGENDWANN stolper ich mal über einen Flohmarkt oder in ein Koriander’sches Antiquariat und mache DEN großen Fund alter Abenteuer, die für einen Schleuderpreis verkauft werden, da bin ich ganz sicher 😉 – und solche Hoffnungen machen für mich einen Teil des Spaßes bei meiner zum Glück vergleichsweise begrenzten Sammelleidenschaft aus.
Ich gehe jetzt los und vergrabe einen „echte Hladec“ tief im Wald, nur um einen Schatzsucher in 100 Jahren über alle Maßen zu entzücken. 😀
Genau. Am besten den Fehldruck mit dem falsch geschriebenen Nachnamen! 😉
Wo du über Schatzsucher in 100 Jahren lachst: Off-topic, aber einer meiner Lieblings-Romanautoren, David Mitchell, hat 2015 einen Roman für das Future Library Project geschrieben; die Romane dieses Projektes werden erst im Jahr 2114 veröffentlicht.(https://en.wikipedia.org/wiki/Future_Library_project). Könnte knapp werden damit, dass ich den noch lesen werde…
Ha, sorry. 😀