Powergamer, Munchkins, bärtige Spieler: Wer seine Werte maximiert und als Regelfuchs noch die kleinsten Vorteile für sich einheimst, der stellt Mitspieler und Spielsysteme nicht selten auf eine harte Probe. Sind Powergamer eine Belastung für das Hobby, die man nur augenrollend erträgt, oder handelt es sich bei ihnen um die wahren Connaisseurs des Rollenspiels, die einfach nur das tun, was am sinnvollsten ist?
Cast: Martin, Tanja, Carsten, Holger Länge: 48:25
Inhalt:
00:44 Powergamer unter sich: Der Eskapodcast beichtet seine Sünden
10:41 pädagogisch-powergamingvermeidendes Rollenspiel: Die wilden 90er!
24:02 vom Recht auf Powergaming: Fight! For your Right! To Pooooowergame!
28:23 Senioren blicken zurück: die Heldenreise durchs eigene Rolenspielerleben
33:18 Thesen, Titel, Temperamente:Rundumschlag im Reich der Munchkins
41:49 Muss konsequentes Powergaming zwangsläufig in Tränen enden?
Geschenkaktion: Loote den Eskapodcast! (detaillierte Teilnahmeregeln)
Geschenke: Myranor – Unter dem Sternenpfeiler, Kunstleder-Luxusausgabe (Uhrwerk-Verlag)
Mäzenatin: Tanja (Emporion of Games)
Beantworte in den Kommentaren bis zum 08.07.2018, 24 Uhr, die folgenden Fragen: „Welche erzählenswerten Erfahrungen hast du mit Powergaming gemacht? Bist du selbst ein Powergamer?“
Links:
Nedime – Tochter des Kalifen (Soloabenteuer)
Maraskanischer Hartholzharnisch
Spielertypen nach Robin D. Laws
Die Oldschool-Fibel (System Matters Verlag, gratis)
Würfelwurfgenerator
Endlich!
Darauf warte ich seit den “ Spielertypen“
Bonuspunkte für den schnellsten Kommentar aller Zeiten unmittelbar nach Veröffentlichung der Folge! 😀
Ich habe in meiner GURPSgruppe viele Wühler, also Leute, die schon sehen, was man aus dem System rausholen kann. GURPS hat ein komplexes Vor- und Nachteilsystem, dass dazu einlädt, harmlose Nachteile zu holen um effektive Vorteile zu bezahlen. Das gehört aber zu unserer Kultur, bzw dem Gruppenvertrag.
Selber bin ich auch so, aber ich sehe mich nicht als Powergamer. Ich habe aber die Neigung zum Multislottertum. Ich spiele gerne Baukastensysteme und neige dazu Figuren zu bauen, die unabhängig sind. Der Krieger, der sich und andere verbinden kann. Der Magier, der auch einen Schwert handhaben kann. Der Pilot, der auch als Verhandler arbeiten kann, usw. Bei Steigerungen kaufe ich Skills nach, die im Spiel fehlten und steigere oft nicht die Kernkopetenz hoch.
Anekdote:
Eine Figur eines anderen Spieler hatte den Nachteil“ keinen Geruchssinn“, was sich als Vorteil entpuppte, weil wir bei Call of Cthulhu viel mit Geruchsbeschreibungen gearbeitet ahben und andere Spieler bei Untersuchungen oft gegen Ekel oder gar Stabi würfeln mussten, er aber nicht, weil er den vermodernden Leichnam oder das Monster nicht riechen konnte.
Fnord, schöne Anekdote – aber gerade bei Cthulhu kann man daraus ja viel machen. Keinen Geruchssinn zu haben, das kann nicht gut sein (genauso wie es nicht gut ist, keine Schmerzwahrnehmung mehr zu haben). Naheliegend ist z.b. dass die Figur nicht vor einer Gefahr gewarnt wird, die sie sonst gerochen hätte… 🙂
Ich behaupte mal plakativ, dass Powergaming in Cthulhu nicht möglich ist. Im Dreieck simulatorischer Stil, erzählender Stil und problemlösender Stil ist es zu weit vom letzteren entfernt, dass PG Spaß hätten. Außerdem ist es nur 1% Sandbox und 99% Railroad, was ich gut finde, aber einen PG ebenfalls enttäuscht. Ein PG in Cthulhu ist wie ein Bauergamer in Fate, wie ein Vegetarier bei McD, wie ein Iglubauer auf Sizilien. 😉
Powergaming bei Cthulhu geht, wenn Du nicht besser als Cthulhu, sondern besser als die Mitspieler sein willst.
„Mich frisst er als letztes!“ heißt es, glaub ich bei Munchkin.
Und in anderen Regelsystemen außer dem BRP gibt es eben solche Skill, die „Stabi“-Würfe verbessern, bessere Wahrnehmung hilft immer und Eigenschaften, die alle Wissensfertigkeiten mit einem Bonus versehen machen auch in allem kompetenter.
Spannende Frage ob in Cthulhu Powergaming möglich ist oder nicht – tendiere zwar auch dazu zu sagen, dass es das eher nicht ist, aber die Möglichkeit extreme Werte zu generieren bei den Fertigkeiten, könnte das begünstigen. Apropos, ein Abenteuer wo die Sinnlosigkeit von super starken Helden im Angesicht von Cthulhu höchst amüsant auf die Spitze getrieben wird, ist das sehr empfehlenswerte Abenteuer „Projekt Pi“ von Peer Kröger aus dem Band „Hinter dem Schleier“.
@Fnord, hehe stimmt, die Angsthasen mit tatsächlich höherer Überlebensrate gibt es natürlich auch, aber für die fände ich eine eigene Typenbezeichnung sinnvoll 😉
Ich definiere für mich Powergaming als Maximierung von Figurenfähigkeiten
– wenn es jemanden stört (sonst nenne ich es Optimierung oder effizientes Steigern).
– wenn es die Regeln zwar biegt aber nicht bricht. (das wären Munchkins).
– wenn es Vorteile im Problemlösen von Herausforderungen bringt (also nicht im An-sich-reißen von Spotlight o.ä.).
Ich selbst bin kein Powergamer (dafür bin ich ein Spotlightjäger, hust ^^‘). Wobei ich sehr unterschiedliche Figurenkonzepte mag, da gibt es neben dem unfähigen Trampel auch den fokussierten Profi, was sich auch in Werten ausdrücken soll. Mit ein bisschen Gespür für die Gruppe ist das aber kein Problem.
Ich mag es, dass man in den modernen Systemen auch diejenigen Spieler in den Fokus nimmt, die gerne „Superhelden“ (im wörtlichen und übertragenden) spielen. Auch scheint mir die Forencommunity aufgeschlossener.
wobei ich mich im Dsaforum regelmäßig amüsiere, wenn Gruppen Powergaming als negativ auffassen, dann aber die G7 als Ausrede für die effizientesten Figuren zulassen. Aber nur da. In anderen Abenteuern optimierte Charaktere zu spielen , ist völlig verpönt. 😉
Ich selbst habe nur einmal einen richtigen Powergamer-Problem erlebt. Der Spieler hat jedes Regelsystem derart ausgereizt, dass er die anderer Figuren verdrängt hat. Wobei es auch an der Kombination mit dem narrativen Stil der Spielleiterin kaum funktioniert hat, weil er zusätzlich kein Gespür für Atmosphäre hatte und Charakter-ADS hatte (also Figuren absichtlich in den Tod getrieben hat, da der nächste Build interessanter ist). Er ist dann irgendwann aus der Gruppe geflogen.
Wozu die Einschränkungen? Optimieren ist per Definition Power Gaming. Und selbstverständlich ein legitimes Ziel. Die Einstellung anderer dazu ist doch völlig egal. Spotlight-jäger ist natürlich auch eine Form von Power-gaming.Es sei denn du verwendest keine Regeln um dein Ziel zu erreichen. Das würde ich eher unter schlechtes Benehmen verbuchen.
Das Poblem der DSA Spieler ist die Hybris von Regeln und Hintergrund. Die Regeln schreien geradezu nach Powergaming. Der Hintergrund steht dem allzu oft im Weg. Meine Powergamer basteln dann Figuren, auf die ich keine glaubhafte Reaktion der Spielwelt darstellen kann. Einfach deshalb, weil diese optimierten Wertezylinder so in der Spielwelt nie vorkommen würden.
Stimme mit Dir völlig überein darin, dass Optimieren ein legitimes Ziel ist, würde es nur nicht automatisch mit Powergaming gleichsetzen. Sehr wohl aber z.B. die beiden treffenden Beispiele von Dir, wenn nämlich das Optimieren der Spotlight-Jagd dient oder auf Kosten der Stimmigkeit der Spielwelt geht – so wie mein Magier früher, der mit Wattiertem Waffenrock, Keule und Schild rumgerannt ist.
An den Maraskanischen Hartholzharnisch musste ich auch gleich denken. Den hatte wohl jeder DSA 3-Spieler mal auf dem Charakterbogen stehen.
Wo wir gerade bei Power sind…am Wochenende hatten wir Plüsch, Power und Plunder auf der Con, da musste ich an euch denken. Wenn das Power zuerst kommt, dann zeigt das ja deutlich die Präferenzen *g*
Wir hatten eine Zeit lang „Probleme“ mit einem Powergamer, der extrem gemaxed hat und den Rest der Gruppe damit genervt hat. Beim Game Of Thrones-Rollenspiel hatte jeder vier Figuren und drei seiner Figuren waren direkt unter den Top 5 Kämpfern mit Gregor Clegane und einem gesunden Jamie Lennister. Bei Titansgrave war es dann direkt der militärische Blaster, den er mit einem Vollschild genutzt hat. Absolut sympathischer Kerl, aber er hat es eben als Herausforderung gesehen alles aus dem System rauszuholen.
Ich selbst musste mich bei bestimmten Systemen erst einmal darauf einstellen, dass maxen notwendig ist. Wir haben einen zeitlang Wheel Of Time (D&D3) gespielt, da musste mich der SL dezent darauf hinweisen, dass ich nichts reißen werde, wenn ich nicht versuche meine Werte zumindest ansatzweise zu maxen.
Powergaming ist ein legitimer Spielstil, aber er muss halt zum Rest passen.
Ach ja, das alte Streitthema Powergaming – schön, dass ihr das einmal angeht.
Eigentlich sollte ja kein Problem damit bestehen, wenn jemand die Macht seiner Figur erhöhen oder ausspielen will. Und solche Powergamer gibt es. Die stören keinen, die sind in der Runde angenehm, die lädt man gerne ein.
Obwohl ich selbst keiner bin, möchte ich hier klar eine Lanze brechen für gute Powergamer.
Der Grund dafür, dass Powergamer so negativ gesehen werden, scheint mir darin zu liegen, dass diejenigen Persönlichkeiten, die sich für Powergaming im Spiel begeistern, leider auch dazu neigen, die Macht ihrer Figuren mit unlauteren Mitteln zu erweitern. Und diese Problemspieler bringen die übrigen Powergamer in Verruf.
Das kann unterschiedliche Formen annehmen:
Wie ihr bemerktet, ist das oft eine Frage des Spotlights. Wenn man seine Figur besonders mächtig machen will, ist es natürlich am besten, wenn man 100 % der Spielzeit an sich reißen kann, um dieses Ziel zu verfolgen. Effektiver als 100 % geht eben nicht. Deshalb stellen sich solche Spieler ständig in den Mittelpunkt. (Übrigens ein Segen für Runden, in denen nur ein Spieler und ein SL sitzen. Da muss die Spielerfigur ja ständig aktiv sein.)
Was mich aber besonders stört, sind solche Powergamer, die sogar spielweltexterne Faktoren nutzen wollen, um ihre Figur mächtig zu machen. Beispielsweise indem sie Kompetenzen des Spielleiters an sich bringen wollen.
(Die letzte Runde, in der ich das erlebte, war ein Spieler, der regelmäßig versuchte, Urteile zu fällen, die dem SL oblagen. Es war eine Fate-Runde und er wollte z. B. festlegen, wann ein Aspekt zutrifft oder nicht.)
Hier scheint mir auch der Begriff „Regelanwalt“ passend. Anwälte sind schließlich keine Richter. Was sinnvoll ist oder dem Gesetz am besten entspricht, ist einem Anwalt egal. Der will nur das Beste für seinen Mandanten, ob der nun in Wirklichkeit schuldig ist oder nicht. Die Regeln sind für den Regelanwalt nicht Mittel zum Spiel, sondern in den Dienst seiner Ziele zu stellen.
Schlimmer noch, wenn Powergamer schummeln oder neue Regeln etablieren wollen. (Besagter Spieler behauptete auch einfach Regeln, die es gar nicht gab. In Turbo-Fate! Das Regelwerk ist 74 Seiten lang und liegt digital vor, so dass man es durchsuchen kann. Wie kann man nur annehmen, damit durchzukommen?!)
Die tiefsten Abgründe des Powergamings sind es aber, wenn der Problemspieler soziale Faktoren ausnutzt, um sich Vorteile zu verschaffen. (Das ekeligste Beispiel, das ich in meiner Jugend erleben musste, war ein Typ, der allen Ernstes die Depression seiner Mutter ausnutzte, um den SL zu praktisch zu erpressen. Aber das ist schon Jahr her und den sah ich nie wieder.)
Der Power-Gamer der schummelt ist dann genau genommen ein Munchkin.
Genau genommen gibt es da nichts genau zu nehmen. „Munchkin“, wie viele Schmähbegriffe, ist ziemlich ungenau definiert.
Bspw. werden auch Leute, die schummeln, um die Mitspieler zu ärgern, als Munchkin bezeichnet. Munchkins wären dann also keine reine Teilmenge von Powergamern.
Das ist genau genommen natürlich auch wieder wahr. Ob die schummelnden Method Actor allerdings in der Praxis eine große Rolle spielen weiß ich nicht.
Ich finde einen vermeintlichen Schmähbegriff aber immer noch hilfreicher als gar keinen. Die mangelnde Fähigkeit elementare Konzepte unserer Motivation und daraus folgender Interaktion in praxistauglichen Begriffen auszudrücken macht uns als Subkultur manchmal regelrecht sprachlos.
Wesentlich eklatanter als bei den Spielinteressen finde ich das bei der Beschreibung von Abenteuerstrukturen als Sandbox oder Railroad. Diese Konzepte sind zu reinen Kampfbegtiffen verkommen und lassen sich kaum noch sinnvoll für eine neutrale Beschreibung benutzen.
Ach, Krassling, da schreibst du wahre Worte. Wenn wir beide das schon so sehen und der Eskapodcast über eine Jargon-Folge nachdenkt, dann sollte wir vielleicht einen Duden für Rollenspielbegriffe entwickeln.
Rollenspieler haben für Kämpfe aller Art Regeln, warum dann nicht auch für den Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache? (Und das ist mein Wittgenstein-Zitat für heute.)
Wobei ich gestehen muss, dass ich mir einen Knigge für Rollenspieler noch viel mehr wünsche.
Moin 🙂
Ich finde es als SL immer schade, wenn Spieler Nachteile am liebsten unter den Teppich kehren und mam sie fast nötigen muss, nicht nur die Vorteile auf dem Charakterbogen Ernst zu nehmen.
Beispiele bei DSA: Feind, Impulsiv, Farbenblind, Arrogant, Neugier, Goldgier, Meeresangst (vorzugsweise in der Wüste), Unfähigkeit für Talente die man eh nie nutzt. Da gibt es schon viele Versuchungen.
Ich habe gerade als Neuling wohl Power Gaming betrieben, weil es in der ersten Gruppe vom SL sehr vorgelebt wurde (Phexgeweihter Magiediletant ;D Einbildungen die keine Rolle spielten, gesucht am anderen Ende des Kontinents, Neugier, Goldgier – was mit mehr Erfahrung nichtmal zur Profession passt).
Nachteile generieren soviel Spiel, das sie für mich mittlerweile interessanter sind als die Vorteile.
Erfahrung: Eine Spielerin die Feind auf dem Zettel hatte und nicht einmal überlegt hat wer das ist.
Nr. 2 ist von einem Freund auf dem Kaiser Raul Konvent. Ein Spieler hat zur Con Runde mit recht frischen Helden einen Gezeichneten mitgebracht. Die nächsten 3h waren mitlaufen und zugucken. Was Spieler und SL bewogen hat so überhaupt zu starten ist mir ein Rätsel. Ganz zu Schweigen wie man als Spieler auf die Idee kommt.
Liebe Grüße,
Robert
Vielen Dank für den Beitrag!
Natürlich hatte man immer Unfähigkeit für abstruse Talente, haha, klar. Das kenn ich noch sehr gut.
Die Sache mit dem Kaiser Raul Konvent ist ja eine herrliche Geschichte. 300 Euro zahlen und zuschauen, wie die Figur eines anderen Spielers voll rockt. 🙂
Wo ist das Problem? Der Typ hatte sicher so viel mehr Spaß als wenn er mit einer weniger gesteigerten Figur angetreten wäre. Oder ist das jetzt kein legitimes Ziel mehr?
Wie bitte?
Krassling das ist sarkastisch gemeint oder? Wenn es das Ziel eines Powergamers ist Macht zu haben und auszuspielen, mag deine Annahme sogar zutreffen aber für die übrigen Mitspieler ist das ein schwacher Trost.
Da es kein Solo Abenteuer ist, würde ich davon ausgehen, dass die betretenen Gesichter um einen herum den Spielspaß irgendwann trüben.
@Martin: Beim KRK wurden zum Glück 3 Runden pro Teilnehmer gespielt, was es ein wenig besser macht. Ein wenig 😉
Entschuldige bitte. Ich hatte das ironische Augenrollen vergessen. Aber mal ernsthaft. Natürlich ist der Typ ein Riesena***.
Aber ich wette er hatte seinen Spaß. Unter der Prämisse, dass dir die anderen Spieler oder andere Menschen prinzipiell egal sind, hat er das Beste für sich rausgeholt. Natürlich nur wenn das Spielziel Power-gaming ist.
Und da ihm die sozialen Folgen bei einer einmaligen Con-Runde egal sein werden, muss er vermutlich auch keinerlei Nachteile befürchten. Power-gaming, in diesem Umfeld konsequent zu Ende gedacht, führt genau zu diesem Ergebnis. Daher mein bewusst überspitzt provozierender Nachsatz, ob das nun nicht mehr legitim sei.
Ich finde die Frage spannend, was man daraus lernen kann. Ich hoffe doch, das da mehr bei rumkommt als „ist halt blöd gelaufen“. Was meinst du?
Ich denke, dass man viel für die Organisation lernen kann. Etwa bewusst bei mehreren wählbaren Runden auch eine anbieten, die sich an Spieler mit gamistischem Spielstil richtet und eingrenzen, welchen Erfahrungsschatz Helden haben dürfen.
Bei einer Einladungscon gäbe es sogar die Möglichkeit Charaktere vorher einzusenden, zumal der SL dann besser auf diese eingehen könnte.
Ich finde es unschön erwachsene Menschen in ihrem Hobby einzuschränken aber der Wegfall sozialen Konsens in der eigenen Runde und dem Umstand, dass man andere Spieler nie wieder sieht, sind in meinen Augen kein Freifahrtsschein anderen das Spiel zu verderben. Besonders auf Cons hat man ja die Chance auch andere für das Hobby zu begeistern. Deswegen genau für Power Gamer Angebote schaffen, bei denen alle Beteiligten wissen worauf sie sich einlassen. Mit DSA5 Start gab es mal einen kleinen Wettbewerb wer die effektivste Kombination aus Waffen und Sonderfertigkeiten erstellt. Ich glaube in diese Richtung (vielleicht sogar von Verlagen mit Bestenlisten) könnte für PowerGamer spannend sein.
Würdest du so einen Charakter zulassen? Hältst du es für sinnvoll Angebote für PowerGamer zu haben oder sollte man diesem Irrweg vom Pfad des guten Rollenspiels entschieden begradigen wo immer man ihn antrifft? 😉
LG,
Robert
Die Ansage auf einer Con, ob Power-Gaming in einer Runde erwünscht oder sogar erforderlich ist, fände ich höchst begrüßenswert. Allgemein wäre es meines Erachtens ein geradezu revolutionärer Schrit wenn wir endlich erkennen würden, dass alle mehr Spaß haben, wenn man erstens die Erwartungshaltung klärt und zweitens nicht kompatible Spieler voneinander trennt.
Leuten zu sagen ihr dürft so keinen Spaß haben weil ich das doof finde, halte ich für völlig deplaziert.
Da kann ich nur zustimmen.
Natürlich muss man aufpassen nicht so fein zu separieren, dass keine Runden mehr zusammen kommen.
Eine klare Kommunikation der Erwartungshaltung in beide Richtungen ist im Freundeskreis wie auf der Con ein Punkt der am Ende allen nützt.
Ich möchte übrigens in eigener Sache noch kurz äußern, dass „Unter dem Sternenpfeiler“ ein Meisterwerk eines Regionalbandes ist, das meine ich vollkommen Ernst. Es ist auch das letzte seitenstarke Buch von Jörg Raddatz, der einer der ganz großen Rollenspiel-Obergenies unseres Landes war und von dem v.a. DSA vor langer Zeit mal unerhört profitiert hat.
Wer es gewinnt, der kann sich drauf freuen!
Oh cool. Das motiviert mich ja mal ausnahmsweise zum Mitmachen. Ich war immer skeptisch was das Lob für den Band angeht. Hab ihn dann aber irgendwann von vorne bis hinten gelesen und kann sagen, es ist vielleicht der beste Quellenband, den ich jemals gelesen habe.
Mein Beitrag:
Weil Martin es im Podcast erwähnt. Ich war in meiner Jugend natürlich auch ein waschechter Power Gamer. Als Meister führte ich also meinen tollen Multimagier in einer ansonsten nur aus Zwergen bestehenden Runde mit. Natürlich hat der immer Tränke für die Gruppe gebraut, konnte verschollene Zauber, entdeckte die Unsterblichkeit, beschwor als Maraskaner Dämonen etc. Nur meinen Plot als Meister hat er nie kaputt gemacht. Da hatte sr wohl gerade Amnesie.
In meinem ganzen Leben habe ich nicht wieder so viel Spaß gehabt. Allerdings meine Gruppe powergamender Mitspieler ebenfalls. Zusammen die Welt retten kann auch Spaß machen.
Wie cool das man was gewinnen kann 🙂
Wem darf man denn gratulieren?
Wie immer toller Podcast, in meiner Lieblingsbesetzung!
Ich selbst bin kein Powergamer, und bin davon auch ziemlich genervt, wenn jemand die Schwächen im Balancing nutzt um sich einen Super-Char zu erschaffen.
Ich verstehe die Kritik an der auf Glück basierten Generierung nicht. Bin mit DSA 3 eingestiegen, und habe da auch wirklich nie beschissen. Gut, bei der Generierung hab ich schon einige mal neue Werte ausgewürfelt, aber das war dann trotzdem kein Superheld. Eben so, dass es für die gewünschte Klasse ausreichend war.
Nun zu meiner Powergaming Story:
Es war eine DSA 3 Runde mit meinen Geschwistern, ich glaube die Filiasonn Saga. Jedenfalls waren wir in einem Dorf in dem die Bewohner Seuche hatten. Als gute Helden haben wir selbstverständlich geholfen. Leider hat sich mein Zwerg angesteckt, konnte jedoch erfolgreich genesen. Dafür gab es dann gehörig extra AP. Daraufhin mein Bruder: “He! Zwerg, hust mich doch mal an!“ Der weiße Meister hat dies jedoch nicht zugelassen, und sagte angewidert: “Ihr ehlenden Powergamer!“
Also Powergaming ist für mich wenn jemand wirklich jeden Vorteil ausnutzt den er bekommen kann. Er nimmt die Klasse und Rasse mit den besten Stats, die besten Waffen, er bastelt sich eine verrückte Hintergrundgeschichte die der GM gerade so abzeichnen kann um eben doch noch jeden Bonus zu bekommen. Er streitet sich mit dem GM ob der Zauber den Gegner noch trifft, weil ja Splitter rum fliegen. Dann kommt noch Metagaming dazu. Der Charakter weiß nicht das eine Hydra anfällig gegen Feuer ist, aber zündet trotzdem die Fackel an und schlägt nach dem Monster obwohl sein Schwert viel mehr Schaden machen würde. Aus der Spielersicht absolut logisch nur aus der Charaktersicht der noch nie eine Hydra gesehen hat nicht wirklich.
In DnD kann man wirklich extremes Powergaming betreiben. Durch das Multiclassing kann man sich Helden erschaffen die einen uralten Drachen alleine besiegen können. Es kommt dann die Klasse Assassinenpaladinmönch raus die eben totaler Blödsinn ist.
Ich finds überhaupt nicht schlimm wenn man seinen Charakter optimiert. Das gehört dazu und finde ich macht auch Spaß nur man sollte nicht übertreiben.
Selber Powergaming hab ich auch schon etwas gemacht. Mein Zwergenbarbar war ein Schmied und konnte eben auch schmieden. Als ich dann gefragt habe ob ich den meine Waffe schärfen kann hat er mir ein paar Boni gegeben wegen dem Schmiedehintergrund. Prompt habe ich all meine Waffen geschnappt und die meiner Gefährten und habe sie geschärft. Etwas später kamen wir in eine Mine mit seltenen Metallen und diese habe ich dann abgebaut ( auch etwas die Sitzung in die länge gezogen) und daraus eine neue Axt geschmiedet und diese auch nochmal geschärft. Dann habe ich meine alten Waffen genommen und diese verkauft für einen höheren Preis als sie Wert gewesen wären, weil sie quasi wie neu waren. Alles auf der Grundlage meines Schmiedetalentes. Ab da hat der GM mich diskret darauf Aufmerksam gemacht „Da hat unserer Zwerg ja viel Profit aus seinem Talent geschlagen“ Erst dann fiel mir auf das ich es schon etwas übertrieben habe. Als Ausgleich war mein Zwerg dann so Stolz auf seine neue Axt das er sich geweigert hat eine andere Waffe zu benutzen. Egal ob die jetzt besser war oder nicht.
Natürlich kann man ein Wettrüsten gegen den SL nicht gewinnen, wenn beide voll aufdrehen – bessere Regelkenntnis hin oder her.
Dafür hat der SL zu viele Stellrädchen, auf die der Powergamer keinen Zugriff hat.
Der Knackpunkt ist da aber der Bereich, wo dem SL eine plausible Settingdarstellung u.Ä. noch wichtiger sind, als aus dem Orbit Kühe auf den Powergamer-SC zu schmeißen. Hier kann der gewiefte Powergamer glänzen, solange er es nicht übertreibt – das ist in machen Gruppen mehr oder weniger ein positives gentlemen’s agreement und in anderen geht man damit dem SL grad so nicht dermaßen auf den Sack, dass er voll zurückschlägt oder hinschmeißt…
Ich selbst bin bekennender Powergamer, aber zu trivial darf es nicht sein – der sprichwörtliche Hartholzharnisch in der Rüstungsliste u.Ä. schreckt mich eher ab.
Und das System sollte robust in dem Sinne sein, dass die oben genannten Brüche zwischen SC-Fähigkeiten und dem Rest des Settings nicht zu leicht auftreten (wenn überhaupt).
Wichtig ist mir auch der Gedanke, dass Powergaming eine ingame-Komponente hat. So viel „Spielweltphysik“ ist JEDES Regelsystem, dass Regeln auch ingame beobachtbare Konsequenzen haben. Massiv schlechte Waffen sind dann eben auch als schlecht bekannt (umgekehrt gilt das auch für herausragend gute Waffen) und dann geht es mir schon enorm gegen den Strich, wenn ich aus irgendwelchen halbgaren narrativen Überlegungen heraus nutzlosen Schrott benutzen soll.
Dann macht man lieber einheitliche Waffenwerte und das ganze Drumherum bleibt Fluff. Wenn es spielmechanische Unterschiede gibt, müssen sie sinnvoll und spielerisch interessant sein.
Das lässt sich leider nicht an der Achse komplexes vs. einfaches System bemessen, so dass man da recht genau hinschauen muss, wie gut das jeweils gelungen ist.
Und ich habe das Gefühl, viele Regelautoren haben das nach wie vor nicht so wirklich auf dem Schirm und es wird oft genug eher versehentlich richtig gemacht als mit Plan und Absicht.
Und zuletzt noch eine Powergamer-Geschichte:
Die damalige Freundin eines Mitspielers wollte sich dieses seltsame Rollenspielen mal anschauen und einer aus der Runde hatte die Idee, einen ziemlich regelfreien One-Shot zu leiten, der am Spieltisch startet und von da ab von der Realität abweicht. Sprich: Jeder spielt sich selbst mit seinem Wissen und seinen Fähigkeiten und hat eben das dabei, was er so dabei hat usw. – das Rollenspiel beschränkt sich also auf die Situation und erstreckt sich nicht auf die Charaktere.
Für diese Runde habe ich dann bewusst eine Taschenlampe zum Schütteln eingepackt, damit wir nicht nur eine Lampe haben, sondern der SL auch nicht mit dem abgedroschenen „Die Batterien sind leer!“ kommen kann. Zu meiner Verteidigung kann ich immerhin sagen, dass ich die Lampe nicht extra für die Runde gekauft habe… 😀
Sehr schöne Folge mit einem wirklich kontroversen Thema. Was aber in meinen Augen etwas zu kurz gekommen ist, ist in der Definition die Unterscheidung von Powergaming zu Cheating, denn Powergaming wird in der Regel als Ausnutzen der Regeln bis ins kleinste Detail bzw. Ausnutzen von Regellücken bezeichnet. Mancherorts auch als RAW(Rules as Written) bezeichnet. Der explizite Bruch der Regeln ist demnach Cheating.
Ich selbst bin zwar Spielleiter, würde mich aber schon als Powergamer bezeichnen, da ich Spaß daran habe, aus den mir gegebenen Möglichkeiten das betmögliche Ergebnis rauszuholen.
Und in meinen Augen ist es fast immer die Schuld der Spielleiters, wenn die anderen Spieler von einem Powergamer genervt sind, denn dann ist es dem Spielleiter nicht gelungen, dem Powergamer seine Grenzen aufzuzeigen, also das bestmögliche aus dem ihm gegebenen System rauszuholen. Spielt der Powergamer z.B. seine Nachteile nicht aus, muss der Spielleiter Situationen schaffen, in denen genau diese Nachteile zum Tragen kommen.
Hat die Figur also z.B. Höhenangst, muss die Gruppe über eine Schlucht mit einer schmalen Hängebrücke. Kann die Figur fliegen, und löst damit alle Probleme alleine, gibt es in einem Wald einen Drachen, der keine anderen Geschöpfe in der Luft duldet und angreift. Etc.
Eine Anekdote mit einem Powergamer ist aus der Phileassonsaga vor nunmehr 5 Jahren, mit einem Spieler, der beruflich nicht alle Sitzungen mitspielen konnte, und daher später dazustieß, und sich dafür einen Helden erschaffen hatte. An dem Spielabend ging es nun von Maraskan in die Sragassosee und er hatte sich einen Olporter Seemagier gemacht, da er die Abenteuer auch schon kannte, und wusste, es könnte zu einem Seekampf kommen.
Für ich als Spielleiter war das super, da ich nun alles auffahren konnte an Zaubern und taktischen Möglichkeiten, da auf Seiten der Spieler jetzt auch entsprechende Gegenwehr vorhanden war, und die daraus enstandenen Spielstunden werden auch heute noch zitiert als episch, da die Figuren es gerade so geschafft haben, und jeder Spieler, sei es als der besagte Powergamer, oder eben als Steuermann, Heiler, bei der Reperatur von Bootsschäden, etc. seinen/ihren Highlightmoment hatte, ohne den die Wettfahrt möglicherweise beendet gewesen wäre.
Von daher liebe ich Powergamer, man muss sie dann halt nur fordern!
Vielen Dank! Ja, zwischen Maximieren/Optimieren und Cheaten gibt es klar einen Unterschied. Vielleicht ist aber das Entscheidende wenn es um die Frage von störendem Powergaming geht, warum das gemacht wird. Insofern könnten sowohl Maximieren/Optimieren als auch Cheaten zur negativen Art Powergaming beitragen, wenn man damit z.B. die Mitspieler in seiner Gruppe dominieren will.
Hallo zusammen,
Ach du meine Güte, mein Lieblingsthema 😉 – ich als „Powegamer“ bin ja schon mehr oder weniger gewohnt das wir grundsätzlich in jedem Podcast der darüber gemacht wir(naja okay fast) auseinander genommen werden. Dabei wird mir aber sehr vieles immer „durcheinander“ geworfen. Nur weil ich meinen Charakter nach den Regeln Optimiere heißt es noch lange nicht das ich Regeln breche oder biege oder „erfinde“. Nur weil ich einen kompetenten (bei mir hat sich sogar zwischenzeitlich mal der Gedanke eingeschlichen ob DSA geprägte Spieler Angst davor haben kompetente Charaktere zu spielen 😉 *bitte nicht so ernst nehmen*) Charakter baue heißt das noch lange nicht das ich mich am Tisch benehme wie die Sprichwörtliche „Axt im Wald“ und immer bei jeder gelegenheit anderen das Spotlight klaue. Es heißt auch in keinem Fall das das Rollenspiel zu kurz kommt. Also verstehe ich nicht genau was dieser rant immer soll. Ich finde es ist System abhängig und auf was man gerade Lust hat, und es ist extrem Spielerabhänig und nicht „Powergamer“ abhängig. Wenn einer „doof“ ist dann ist er doof und das hängt dann auch nicht damit zusammen ob man Optimiert Spielt oder nicht…
*my five Cent* ^^
Morgi
Martin definiert glaube ich in der Episode Power-Gaming als Optimierung der eigenen Figur, aber nur wenn es andere stört. Das finde ich nicht ganz fair. Das Spielziel optimierter Spiel- (wenn wir ehrlich sind häufig Kampf- oder Zauber-) werte ist zunächst einmal genauso sinnvoll wie andere auch. Wenn ich D&D, Pahtfinder oder wie die Klone alle heißen mögen spiele, dann ist Optimierung geradezu Pflicht. Das gesamte System ist dazu ausgelegt, ständig stärker werdende Figuren gegen ständig stärker werdende Gegner ins Feld zu führen. Würde man hier nicht optimieren, hätte man das Spielziel glaube ich schlichtweg nicht verstanden.
Nur weil Fuchs und Kiesow den Sozialpädagogen haben heraushängen lassen ist ein solches Spiel nicht grundsätzlich schlecht. Es hat genauso seine Berechtigung wie auch die Computer- oder Brettspiele, die nach den gleichen Prinzipien funktionieren.
Die Problematik entsteht meines Erachtens erst dort, wo Menschen mit verschiedenen Interessen aufeinander prallen. Wenn die eine Hälfte der Spielrunde mit D&D sozialisiert wurde, die andere mit Tails of Equestria, dann wird die gemeinsame Spielrunde für mindestens eine Hälfte ein traumatisches Erlebnis. Schwierig wird es natürlich auch immer da, wo Hintergrund, Spielmechanismen und Atmosphäre kein konsistentes Bild ergeben, welches Spiel hier unterstützt wird. Vermutlich würde Ulrich Kiesow heute ein ganz anderes Spiel schreiben. Damals machte man halt D&D mit deutschem Anstrich und erhob dann nur noch den Zeigefinger „Vergesst nicht ihr müsst Helden sein, keine soziopathischen Massenmörder“. D&D war da von Anfang an konsistenter in seiner Botschaft.
Bei „ständig stärker werdende Figuren gegen ständig stärker werdende Gegner“ kann man natürlich die Gretchenfrage stellen:
Was passiert mit den Gegnern, wenn die Gruppe geschlossen nicht optimiert? 😉
Will heißen (auch wenn das ein bisschen vom Thema Powergaming weg geht):
Gerade bei Combat as Sport ist ein gutes Stück Selbsttäuschung und „so spielt man das halt“ dabei. Natürlich kann das Spaß machen (der Erfolg gibt D&D ja recht), aber aus meiner Perspektive ist diese Art von Hamsterrad eine ziemlich seltsame Sache. Na ja, historisch gewachsen und immer noch weit verbreitet, zumindest so weit muss man das stehenlassen.
Ich bin nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Man spielt das Spiel ja mit genau diesem erklärten Ziel. Vielmehr ist da nicht. Bei Pathfinder steigen die Kampffähigkeiten automatisch. Natürlich könntest du versuchen absichtlich neue Sonderfähigkeiten zu wählen, die nicht gut zu den bisherigen passen. Das wäre aber schon sehr verquer.
Die Gegner werden vom SL ja immer so eingestellt, dass sie von Spieler-Figuren besiegt werden können. Bei schief optimierten Figuren wird diese Schätzung ggf etwas schwieriger.
Natürlich darf man diese Art von Spiel niemals unter einem simulationistischen Standpunkt betrachten. Aber Hamsterrad ist nicht ganz richtig. Der Dungeoncrawler ermordet andere, fleddert ihre Leichen, raubt ihre Schätze. Dann geht er zum Hehler seines Vertrauens (oder man überspringt derartige Komplikationen einfach) und kauft von seinem blutigen Geld mehr Waffen um grössere Gegner … bessere Waffen und so weiter. Man kommt also sehr wohl weiter. Natürlich nur von einer gewissen Perspektive. Ansonsten ließe sich das Hamsterrad leicht als Loop von Morden, Plündern, Aufrüsten, Loop beschreiben. Aber das gilt so auch für eine ganze Reihe von anderen Spielen.
Gut, dann eine Escher-Treppe anstelle eines Hamsterrades 😀
Ich kann damit im P&P nichts anfangen. In Farbe und Bunt am Rechner, um mit ausgeschaltetem Großhirn Zeit totzuschlagen – gerne.
Aber die Stärken von P&P sind für mich andere und die hätte ich dann auch gerne genutzt.
Früher hat mich das immerhin nicht großartig gestört, wenn es halbwegs gleichwertige andere Spielinhalte gab.
Aber zu meiner Entwicklung zum grantigen alten Sack gehört es auch*, dass mir die zu dieser Spielweise gehörende Perspektive auf Kämpfe und deren Bedeutung im Plot genau so auf den Keks geht wie die dahingehend ausgerichtete, selten wirklich gelungene, aber meist total ausufernde Spielmechanik.
*Neben einer stärker werdenden Vorliebe für unverständliche Schachtelsätze 😀
Geht mir ganz genauso. Wenn ich Horden gesichsloser Xenos in dunklen Gängen abschlachten will, dann spiele ich einen Shooter. Dafür brauche ich nicht fünf Leute an einem Tisch. Kämpfe im P&P sind für mich mitunter kaum noch zu ertragen.
Leider scheint mir das nach wie vor eine eher exotische Position zu sein.
Geht mir ähnlich und ja, das scheint wirklich eine Außenseiterposition zu sein. Meine Lösung dafür war der universelle Einsatz von Savage Worlds, wo die Kämpfe (meistens) echt flott gehen, so dass man dadurch nicht über Gebühr genervt wird.
(Sollte eigentlich zwei Beiträge drunter, die Software lässt mich aber nicht)
Mir geht es gar nicht so sehr ums Kämpfen an sich – Kämpfe machen mir Spaß, als Spieler wie als SL.
Ich störe mich „nur“ an Kämpfen als Selbstzweck und speziell an Combat as Sport mit allem, was meistens dran hängt: Flut von Talenten und sonstigen Sonderregeln, absurd lange (Kampf-)Zauberlisten, eskalierende Hitpoints, „starke“/ausgeprägte Klassen und zugehörig enorm starker (kampfbezogener) Nischenschutz…bei so was renne ich schreiend weg.
Aber z.B. eine abendfüllende Schießerei zwischen Gangstern und Cops bei einem groß angelegten Zugriff als Krönung mehrerer Sitzungen Undercover- und Ermittlungstätigkeit (wo es dann auch um die Aktion an sich und deren Erfolg geht und nicht um Loot und XP) – da hab ich richtig Spaß dran.
Der Begriff „Powergaming“ ist klar negativ konnotiert, daher verstehe ich darunter etwas anderes als einfaches „Herumfeilen“ bzw. Optimieren der Figur. Optimierung findet nur bei der Charaktererschaffung bzw. Steigerung statt, PG eher während des Spielabends. Für mich persönlich gehört dazu immer auch ein Ausnutzen von Regellücken und -unstimmigkeiten.
Ich denke, dass dahinter immer eine antagonistische Motivation steht, ggü. den anderen Spielern (a la „ich bin besser als ihr“) oder ggü. dem Spielleiter (a la „du kriegst mich nicht“). Deswegen läuft es für mich immer auf einen Bruch des sozialen Vertrags hinaus.
Aber es braucht schon auch das Regelsystem, das so etwas zulässt. Regelleichte Spiele machen das sehenden Auges und legen die Verantwortung in die Hände der Gruppe. In regelintensiveren Spielen gibt es typische Systeme, die PG begüntigen, wie die angesprochenen Vor- und Nachteile. Wer hat bei Shadowrun nicht schon einmal die schwere Allergie gegen Hamstermilch gekauft und dafür dick Punkte erhalten? Noch besser sind versteckte Vorteile, wie der „Feind“, der in Wirklichkeit schlimmstenfalls keine Rolle spielt, leicht aber zum Spotlight-Garant wird. Ein Spieler von mir hat dem Ganzen dann noch die Krone aufgesetzt und das Ding umgedreht, so dass nicht er vom Feind gejagt wurde sondern er den Feind verfolgte.
Tach!
Kraftspieler, oder nicht Kraftspieler, das ist hier die Frage. Ja, ich bin ein Kraftspieler und ich bin es gerne 🙂
Eine Powergamer-Erfahrung der etwas anderen Art habe ich vor vielen, vielen Jahren auf einer der vergangenen Rollenspiel-Conventions gemacht. Es begab sich zu der Zeit als sich Thorwal anschickte das Land am Ingval mit Brandschatzung und Plünderung zu überziehen.
In einem kleinen Seminarraum fanden sich Interessierte zusammen, um den DSA „Machern“ zum Thema „Quo Vadis Aventurien“ zu lauschen.
Ein gewisser Ragnar Schwefel fabulierte von der Größe und der Macht der Thorwaler, wie sie in Zukunft gedenken würden das Land der „Salzarele“ zu unterjochen, ja er sah ein „Gross-Thorwal“ voraus, in dem Nostria nicht mehr als eine Provinz (von vielen!) im Imperium der Thowaler sein würde. Ganz klar, wir (die Thorwaler) sind gekommen, um zu bleiben!
Seine Ausführungen brachten einiges an Raunen in den kleinen Seminarraum. Die Zukunft der Thorwaler war klar und bald würde eine neue Grossmacht, nicht nur die Meere, nein auch das Hinterland beherrschen!
Nur eine Person, ein freundlich wirkender Herr mittleren Alters, mit wirrem Haar und mildem Lächeln, sagte mit fester Stimme: „Nein, das wird nicht passieren.“
Abermals ging ein Raunen durch den Raum, wie konnte dieser langhaarige, bärtige Kerl es wagen die Vision(en) eines Ragnar Schwefel von einem „Imperium Thorwalis“ in Frage zu stellen und mit einfachen Worten für nichtig zu erklären?! Wer war dieser Mann? Was gab ihm solche Autorität und Kraft?
Er war ein Schöpfer der Spielwelt Aventurien. Er war Uli Kiesow.
Das ist eine tolle Geschichte. 🙂
Da scheint es generell schon so einige Reibereien gegeben zu haben. In einem Soloabenteuer von Karl-Heinz Witzko (war es „Auf der Suche nach einem Kaiser“?) steht am Anfang irgendwo recht lapidar, dass (sinngemäß) „die abergläubischen Thorwaler von einer Geistererscheinung in Salza so schlimm erschreckt waren, dass sie eine erfolgreiche Besatzung unverrichteter Dinge abgebrochen haben“.
Diese Zuschreibung von Niederlage und Inkompetenz war wohl eine unabgesprochene Setzung, die Fakten geschaffen hat, um die Expansion der Thorwaler im Keim zu ersticken.
Offenbar war die Thorwal-Connection wohl eine starke Seilschaft aus Briefspielern und Aktiven und hatte gewisse Ansprüche an die Gestaltungshoheit. Es gibt auch einen Thorwal-Standard (ein Fanzine), in dem Kiesow mit einem etwas grenzwertigen Humor bedacht wird.
Ein letzter Ausläufer dieser Grüppchenbildung war schließlich die Wachholz-Affäre, wie sie ja etwas hochtrabend genannt wird, also der Weggang der Schwefels, Tzyburas und Wachholzens aus dem inneren Kern der DSA-Schaffenden. Jedenfalls so weit ich das noch korrekt im Kopf habe.
Juhu, DSA-Backstage-Trivia 🙂
Quasi die Lindenstraße des Rollenspiels…
Tach!
Uli, also der Kiesow, sagte einfach: „Die Thorwaler machen was sie immer machen. Sie plündern was nicht niet und nagelfest ist, saufen alles leer und haben Spass (mit Frauen und Männern)!“. Und wenn der Kater verflogen ist, stellen sie fest das so eine „Besatzung“ einfach viel zu viel echte, harte Arbeit ist … und da hauen lieber wieder ab.“
„Diese Zuschreibung von Niederlage und Inkompetenz war wohl eine unabgesprochene Setzung, die Fakten geschaffen hat, um die Expansion der Thorwaler im Keim zu ersticken.“
Das ist jetzt aber frei erfunden. Selbstverständlich war das mit dem Chef, also Uli Kiesow, abgesprochen. Ich werde doch nicht bei meinem zweiten Solo eigenmächtig die abventurische Geschichte umschreiben. Das hätte ich mich nie getraut und Uli hätte mir das verständlicherweise auch ziemlich übel genommen. Selbst wenn ich das getan hätte: Damals gab es immer noch einen Lektor (ebenfalls Uli), der das korrigiert hätte.
Ich hatte es so gemeint, dass es keine Absprache mit den Thorwal-Expansionisten gab.
Wenn das nicht stimmt, entschuldige ich mich, irgendwer hatte mir das vor sehr langer Zeit einmal erzählt. Vielleicht habe ich es mir auch nur falsch gemerkt.
Da hätte ich jetzt auch freundlicher sein können …
Die Thorwalspieler gab’s damals noch nicht oder sie sind nicht sonderlich in Erscheinung getreten. Ich habe das Abenteuer ja bereits 93 geschrieben, also zu einer Zeit als es im Internet noch keine Foren gab und man von anderen Rollenspieler nur übers Usenet erfuhr oder durch direkten Kontakt.
(Was ist denn mit deiner Mailadresse los? Der daemon shcikt mir alles zurück)
„[…] direkter Kontakt“.
Pfui Deibel.
Die OSR forciert Powergaming? Nicht dass ich wüsste! Sicher, dass hier nicht taktisches Spiel mit Powergaming verwechselt wird? Oder, um es deutlicher und trotzdem einfach zu sagen, beziehe ich mich auf die Laws’schen Spielertypen:
In meinen Augen hat die OSR für Taktiker viel zu bieten für Powergamer dagegen wenig. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied. Die Kombination Powergamer-Taktiker ist für einen Spielteilnehmer möglich, aber Powergamer-Storyteller oder Taktiker-Schauspieler eben genauso.
Cthulhu kann man auch so spielen, dass man alle verfügbaren (auch spielmechanischen) Mittel nutzen muss, Ist aber was anderes als mächtige Charaktere zu bauen. In anderen Ländern wird Cthulhu taktisch gespielt. In Deutschland regiert dagegen bei Cthulhu Stimmungsspiel – oft kombiniert mit Ploteisenbahn.
Zusammengefasst: „Alle Mittel nutzen“ kann taktisch sein (wenn es um Problemlösung geht), es kann auch Powergaming sein (wenn es um’s Siegen geht). In der Theorie mag das „alle Mittel nutzen“ von eines Powergamers nicht von dem eines Taktikers zu unterscheiden ist, in der Praxis dafür umso mehr.
In meinen Augen hat Powergaming nichts mit „die Spielkultur brechen“ zu tun. Das Brechen kann der Storyteller auch tun, weil er versucht Geschichten zu „framen“, während der Rest Herausforderungen besiegen will oder die freie Exploration und Interaktion mit der Spielwelt.
Zu den Gewinnspiel-Fragen (in umgekehrter Reihenfolge):
Powergaming macht mir schon hin und wieder Spaß. Es gehört aber genauso wie „Storytelling“ nicht zu den Dingen, wegen denen ich Rollenspiele spiele. Wenn ich das eine oder andere mal forcieren will, dann greife ich lieber zu Erählspielen wie „Er war einmal“ oder zu nem DungeonCrawl-Brettspiel wie dem „Castle Ravenloft Board Game“.
Powergaming … war einer Knackpunkte in unserer Earthdawn-Runde.
Die Regelauslegung war da ständig ein Drama. Ich, Spieler (Taktiker-Method Actor) wollte die Regeln nach der Spielweltplausibilität ausgeslegt sehen. Ein Mitspieler (Powergamer-Taktiker) wollte die Regeln so ausgelegt haben, dass die Kombos, die er nach dem Regeltext für möglich hielt, fuktionierten. Die niedergeschriebenen Regeln sind jdeoch so schwammig formuliert, dass man vieles in sie hineinlesen kann. Das heißt: Der konkrete Regeltext und die SL-Tipps im Buch waren da keine große Hilfe. Dazu kam, dass der SL die Regeln eher nach dramaturgisch-taktischen Gesichtspunkten auslegen wollte. Das ging gar nicht.
Die Entdeckung der Law’schen Spielertypen, die mich dann ins Tanelorn geführt hatten und wo ich hilfreiche Tipps bekommen habe, hat manches verbessert. Letzendlich haben wir und darauf geeinigt, dass wir in der Runde versuchen eher erzählerisches Buttkicking spielen. Als Notnagel hat das geholfen. Nachdem sich Veränderungen in der Spielerschaft ergaben, war die Runde dann auch wieder erträglicher.
ich bin selbst kein Powergamer, finde es aber sehr spannend sich mit so jemandem zu unterhalten. Er hat bewiesen, dass er das Regelwerk verstanden hat und wendet es gegen den Entwickler an oder sucht nach Lücken zu seinem Vorteil. Ich bin dann eher belustigt, wenn er mir solche Sachen erklärt, würde sie aber selbst nicht anwenden.
Als Spielleiter kann ich ihm einfach andere Herausforderungen geben und ihm einen stärkeren Gegner geben bzw. Wert anpassen, fertig ist die Begegnung
Hauptsache er hat Spaß an seinen Sachen und die anderen Mitspieler werden nicht behindert
Ich bin selbst nur ein Powergamer in einem, mit dem Meister eng abgestecktem, Rahmen. Es muss vorher klar sein wohin die Reise geht und welche Möglichkeiten man als Spieler hat. Und der Spielleiter darf nicht böse überrascht werden.
Wirklich herausragende Erfahrungen habe ich so vor 25 Jahren mit Rolemaster gemacht. Da gab es auch so eine Kampagne von der Art „werde König im untergegangenem Reich von Irgendwo und führe es zur neuer Blüte“. Parallel hatte ein andere Spieler sich seine Verwandlung in einen Drachen vorgenommen. Das war alles sehr episch und die Charaktere waren mit enormer Macht ausgestattet. In diesem Kontext war es eigentlich kein Powergaming sonder normal.
Als ich in den 80er mit Schulfreunden DSA1 gespielt habe, waren wir alle große Powergamer. Ich erinnere mich noch an einen Zwergenkämpfer eines Spielers, der nach den DSA1-Ausbauregeln ab Stufe 7 plötzlich eine Karriere als Druide eingeschlagen hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit seinen angesammelten Dukaten es auch geschafft hat sich anständige Waffen und Rüstung, die nicht aus Eisen waren, zu besorgen. Als Meister konnte ich mir dann auch noch alle menschlichen Gegner schenken, weil er sie ausnahmslos mittels Zwingtanz rumhüpfen ließ. Ach ja und dann hatte dieser Druide noch seinen Planwagen in dem er seine Trophäen in Form von abgeschlagenen Troll- und Ogerköpfen herumkutschiert hat.
Ansonsten war Standard, dass alle hochstufigen Krieger ein Tuzakmesser hatten, denn dass hatte nach der Havena-Box ab GE 15 keinen AT/PA Malus mehr.
Powergamer bin ich zwar eher nicht. Aber der Beitrag war sehr Interessant. An vielen Stellen dachte ich mir: Ja, das kenn ich 🙂