Folge 33 – Warum spielleiten?

Der Spielleiter: Held des Alltags oder ausgenutzter Trottel? Ganz gleich, ob er als penibler Buchhalter die Horden der Finsternis akkurat managt oder als prometheischer Visionär die Fantasie seiner Spieler entfacht: Der Spielleiter steht im Zentrum des Rollenspielbetriebs. Wer ihm in die Karten schauen will, wer sich seiner Spielleiter-Rolle rückvergewissern möchte oder wer sogar beabsichtigt, in Bälde selbst einmal den wilden Bullen zu reiten, der ist hier richtig.

Cast: Martin, Carsten, Sara, Gernot, Robert, Holger Länge: 45:13

Inhalt:
00:55 der Sprung ins kalte Wasser: zum Spielleiter werden
03:02 Prämissen, Prognosen und die Praxis: Alles, was du weißt, ist falsch.
11:52 mal ganz offen, ehrlich und unverkrampft über das erste Mal reden
14:34 Künstler sein & Kontrolle haben: warum es total rockt, der Spielleiter zu sein
21:14 Heterarchie und Hierarchie: zur Lage des Rollenpiels 2016 AD
21:57 Teamplayer und Tyrannen auf dem Spielleiterstuhl
27:11 Don’t panic! reichlich beruhigende Tipps für den hoffnungsvollen Anfänger
39:25 Ratgeberliteratur, wuchtig und seitenstark: „Wege des Meisters“ (DSA)
44:20 der Reigen der Eitelkeiten: seinen Spielleiter korrekt titulieren können

Links:
Das Smarthphone unserer Väter: Die sog. „Schreibmaschine“ (20. Jhdt)
Garnia – Abenteuer in Transtivanien (Deckblatt)
Garnia – Abenteuer in Transtivanien (komplettes AB, weltexklusiv, zip-Datei)
Das Schwarze Auge: Der Schwarze Turm
Bullypulpitgames: Fiasco (mit Gratismaterial)
Robin D. Laws – Gutes Spielleten
Dominic Wäsch – Spielleiten
Das Schwarze Auge: Wege des Meisters

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26 Gedanken zu „Folge 33 – Warum spielleiten?

  1. Spannende und wichtige Folge. Wir brauchen mehr SLs, damit wir mehr Rollenspieler anwerben können. Das können gute SLs noch am besten.
    Ich selbst leite viel lieber als dass ich spiele. Vor allem, weil es mich mehr ausfüllt und ich wenig Wartezeit habe, in der ich unwichtig bin. Außerdem brenne ich für die Momente, in denen die Spieler mich überraschen.

    Ich würde jedem Erst-SL einen Schirm empfehlen, so es mein Schirm ist. Wer meine Beiträge im Netz kennt, weiß, welche Propaganda jetzt kommt. Ich finde nämlich, dass alle SL-Schirme von Verlagen total unsinnig sind.
    Wieso zum Geier finden sich auf den Innenseiten aller SL-Schirme, die ich je gesehen habe, Sachen wie: Spielwerte, Kampftabellen, Fertigkeitslisten usw.
    Was soll der Unfug? Solche Sachen können problemlos in ein kleines Begleitheft oder einfach bloß eine Doppelseite. Es stört den Spiefluss und die Immersion nicht, wenn ich vor einem Kampf oder einer Probe kurz eine Seite aufschlagen muss.

    Was stört Spielfluss und Immersion? Wenn der Spielleiter einen NSC improvisieren muss und er dafür nachdenken muss (Der NSC wird wohl nicht wichtig sein.). Wenn der SL das Abenteuer nicht vernünftig an die Entscheidungen der Spieler anpassen kann. Wenn der SL nicht weiß, wie das Ganze weitergeht. Wenn der Meister für die Beschreibung eines Ortes oder Gegenstandes lange überlegen muss (Die werden wohl auch nicht so wichtig sein.).

    In meinem SL-Schirm stehen dagegen:
    1. Hilfen zur Improvisation von Abenteuer:
    a. 20 archetypische Handlungsstränge, auf die sich (fast) alle menschlichen Geschichten reduzieren lassen.
    b. 35 grundlegende dramatische Situationen. Hier handelt es sich um die 36 Situationen nach Georges Polti, von denen aus Platzgründen „Ehebruch“ und „Ehebruch mit Mord“ zu „Ehebruch (mit Mord)“ zusammengefasst wurden.
    c. Zwei Zufallstabellen dafür, mit welcher Stimmung die Handlung weitergehen soll, was bei der Improvisation sehr inspirierend sein kann. (Man muss sich beispielsweise nicht mehr vage fragen, wie es weitergehen könnte, sondern eher, was in dieser Situation mysteriös wäre.) Dabei bezieht sich die linke Tabelle auf die Stimmung der Szene als Ganzes und jene rechts auf die Stimmung für einen spezifischen Charakter.

    2. Hilfen zur Improvisation von NSCs:
    a. Bedürfnisse, die ihn antreiben könnten. Diese sind an der Bedürfnishierarchie nach Maslow orientiert.
    b. Charakterzüge, die sein Wesen und Verhalten ausmachen.
    c. Motivationen, die sein geplantes Handeln bestimmen könnten.
    d. Besonderheiten, die ihn auffällig und einprägsam machen.
    e. Stimmungslagen, in denen man ihn vorfinden könnte.
    f. Eine Silbentabelle zum Auswürfeln oder Heraussuchen von Namen. Das Ergebnis kann natürlich nach Bedarf angepasst werden. (Da die meisten Silben offen sind, muss man für den fertigen Namen meist noch die Endung abwandeln.)

    3. Hilfen für die lebhafte Beschreibung in Form von fünf Tabellen mit Adjektiven für die klassischen fünf Sinne.

    • @Lichtbringer, danke für Dein Feedback und die umfassenden Erläuterungen zu Deinem SL-Schirm. Das klingt sehr hilfreich und super spannend! Hast Du Dir vielleicht schon mal überlegt, den zu veröffentlichen? Bzw. hast Du dessen Inhalte vielleicht schon irgendwo veröffentlicht? Du hattest ja auf Deine Beiträge im Netz verwiesen… Ich hätte da auf jeden Fall großes Interesse daran und sicherlich auch einige unserer Hörer 🙂

      Die einzelnen Rollenspielverlage, wollen mit einem Systemabhängigen SL-Schirm ja vor allem ihr jeweiliges System unterstützen. Aber ich stimme Dir zu, dass viele der Tabellen im Schirm wohl gar nicht genutzt werden (was sicherlich auch von System zu System variiert) und dass bei entsprechend sinnvollen Kürzungen auch Platz für Improvisationshilfen wäre. Zumindest so ein Hybridschirm mit systemgebundenen Tabellen und weltspezifischen Improvisationshilfen wäre doch sinnvoll. Ich muss mir mal noch alle SL-Schirme, die ich habe, genau unter dem Aspekt anschauen…

    • Das ist ja echt super mit deinem Spielleiterschirm, Respekt! Das werde ich ebenfalls mal ausprobieren. Das klingt jetzt sehr praxisbewährt und quasi wie eine Version 4.0., stimmt das? Was hast du daran alles abgeändert, verbessert und raffiniert im Laufe der Zeit?

      Von Prometheus Games gibt es für Savage Worlds einen modularen Spielleiterschirm, der gleich ohne Bemalung ausgeliefert wird, dafür aber mit leeren Hüllen, so dass man außen passende Bilder einfügen kann und innen passende Tabellen. Das ist sehr clever gemacht, leider ist das gute Stück immer ausverkauft, wenn ich es zu ergoogeln versuche. 🙂

  2. Pingback: Aus dem Limbus: Podcast, Let’s Play und Rezensionen | Nandurion

  3. Super Folge, schön zu hören, dass es den meisten doch am Anfang ähnlich geht.
    Als Tipp für neue GMs würde ich noch folgenden hinzunehmen:
    Der GM trägt nicht die komplette Last und muss nicht alles alleine machen, er kann und sollte die Spieler ebenso „in die Pflicht“ nehmen (Nachfragen, Agieren statt Reagieren). Der Kommunikationskanal ist keine Einbahnstraße.

    Wo ich das gerade schreibe vielleicht noch einer, weil ich persönlich damit sehr lange gebraucht habe:
    Der GM muss nicht alles neu erfinden, wenn er eigene Abenteuer schreibt. Sicher soll es interessant sein, aber ein richtig verwendeter Stereotyp kann die Welt plastisch beleben und eine Situation schnell greifbar machen.

  4. Schöne Folge. Wie so oft konnte ich immer wieder mal in die Tischplatte ob gewisser Aussagen zu Railroading oder anderer Einstellungen zum Rollenspiel beißen, aber deswegen mag ich euch ja. Ihr seid so anders als ich und meine Umgebung. Das ist erfrischend und gut für meine Durchblutung. 😉

    Mir ging es auch so: Ich hatte mir so eine Rollenspielbox gekauft und gleich mal vier Jahre geleitet, bevor ich das erste Mal auf der anderen Seite des Schirms sitzen durfte. Ich war allerdings auch schon 20 und mit mir fingen ebenfalls nur Neulinge an.

    Hat auch Spaß gemacht.

      • Och je, weiß nicht, ob das so interessant ist. Und im Kommentar auch eher weniger. Kannst mich aber mal zu ’nem Podcast einladen, wenn ihr nen herausforderungsorientierten Nicht-DSAler, der auch nicht an Immersion als höchstes Ziel glaubt, vertragt … 😉

        Spaß beiseite: Macht ruhig so weiter, mir gefällt das durchaus – gerade wenn ich ab und an lauthals widersprechen will. Das heißt, dass ihr mich auch emotional ansprecht. Das ist gut.

        • Vielleicht kommst du ja aus der ARS-Ecke, da machen wir sicherlich früher oder später eine Folge zu. Das ist ja auch super interessant. 🙂

          Ich befürchte allerdings, wir sind gar keine so schlimmen Erzählonkel, dass das als Konfrontationslinie besonders interessant wäre. Und ich muss erneut meinen Cast in Schutz nehmen, die sind alle in dem Sinne keine DSAler, ich bin da der einzige Vorbelastete. 🙂 Nicht, dass wir im Gegenzug stattdessen was gegen DSA hätten. Das nur als Einschätzungshilfe.

          • Neee, Settembrini und ARS ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber ist schon in Ordnung. Freu dich über das Lob – es ist ernst gemeint.

  5. Ich kann nur von ganzem Herzen Apocalypse World gerade für Einsteiger empfehlen. Letztendlich sind die Moves in Regeln gegossenes Spielleiterwissen, ich habe noch nie so klare Anweisungen gelesen, die wirklich jeden befähigen, ein guter Spielleiter zu sein!

  6. Pingback: Folge 42 – Helden formvollendet abmurksen | Der Eskapodcast

  7. Ich werde mal diese Folge mal einer Freundin empfehlen vielleicht hilft es ja und ich kann auch mal wieder Spieler sein.
    Danke war wine sehr schöne Folge.
    Ich selber habe vor vielen Jahren mein erstes Spiel geleitet, im AD&D 2 Edition.
    Nun es war die Zeit als es in jedem Spieleladen DSA gab aber nix für AD&D, also selber geschrieben und was passierte die lieben Spieler wollten überall hin wo ich nix hatte ;-D
    War ein harter Abend

    • Hehe, der Klassiker offenbar. 🙂

      Andererseits: Genau so lernt mans. Indem man halt einfach selber mal spielleitert. Wie würdest du deinen eigenen Entwicklungsprozess beschreiben? Hat sich deine Art zu spielleitern sehr verändert im Laufe derZeit?

      • Heute erschaffe ich einen Groben Rahmen für die Welt und entwickle die im Spiel weiter. Aufgaben und Abenteuer gibt’s natürlich auch aber wenn diese nicht erfühlt werden dreht sich die Welt unter dieser Bedingung weiter.
        Änfänger-Railroding-Sandbox
        Wäre die Kurzform meiner Entwicklung

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